Die kontroverse Dabatte, Bargeld abschaffen zu wollen, ist erneut aufgeflammt. Jedoch ist in einem Schuldgeldsystem berechtigter Zweifel angebracht, ob die von Politik und Wirtschaftswissenschaftlern vorgeschobenen Gründe, die dafür sprechen sollen das Bargeld abzuschaffen, mit den wirklichen Gründen übereinstimmen.
Warum das Bargeld abgeschafft werden soll
Der wichtigste Punkt in Bofingers Anti-Bargeld Argumentation ist jedoch, dass eine Bargeld-Abschaffung (Bargeldverbot) „die Märkte für Schwarzarbeit und Drogen“ austrocknen würde. Fast ein Drittel des Euro-Bargelds seien 500-Euro-Scheine, so Bofinger weiter. „Fürs Einkaufen braucht die niemand, damit wickeln lichtscheue Gestalten ihre Geschäfte ab“, wird er zitiert. Das ist zwar richtig aber auch nichts Neues. Jedoch könnte man durchaus die Abschaffung der 500 Euro-Scheine in Betracht ziehen, wenn es wirklich darum geht, die Kriminalität zu bekämpfen.
Peter Bofinger schlägt jedoch vor, dass die Eurozone, die USA, Großbritannien und die Schweiz das Bargeld gleichzeitig abschaffen sollten. Die Zukunft des Bargeldes zu diskutieren wäre auch „ein gutes Thema für die Agenda des G-7-Gipfels“, der Anfang Juni im bayerischen Elmau stattfindet. An diesen Argumenten sieht man jedoch, dass es gar nicht um die Schwarzarbeit und Kriminalität geht, denn dann würde man zuerst die 500 Euro-Scheine aus dem Verkehr ziehen und nicht gleich die Abschaffung des Bargeldes fordern. Es muss also andere und sehr viel wichtigere Gründe geben, die dafür sprechen Bargeld abschaffen zu wollen.
In Deutschland lehnen die Bürger eine Bargeld-Abschaffung bzw. ein Bargeldverbot weitgehend ab, auch wenn Medien und Politik gebetsmühlenartig die so dringliche Bekämpfung der Schwarzarbeit und Kriminalität bemühen. Neben der Gewohnheit steht Bargeld bei den Bürgern auch deshalb nach wie vor hoch im Kurs, weil die Deutschen mittlerweile begriffen haben, dass die Bargeld-Abschaffung mit einer Zunahme an Überwachung einhergehen und die Freiheit des Einzelnen massiv beeinträchtigen würde. Den gläsernen Bürger will in Deutschland außerhalb von Politik und Wirtschaft niemand.
Vor kurzem hatte Dänemark angekündigt, den Annahmezwang für Bargeld in vielen kleinen Läden, Restaurants und an Tankstellen abzuschaffen. Dass eine Mehrheit im dänischen Parlament diesem Vorschlag ohne langes Zögern zustimmen wird, gilt in Regierungskreisen als sicher. Die Abkehr vom Bargeld lässt sich für kleine Zahlungen in Nordeuropa insgesamt am stärksten beobachten. Diese Tendenz gegen Bargeld hin zu elektronischen Zahlungsmitteln, ist jedoch aus Gründen der Bequemlichkeit in vielen EU-Staaten dauerhaft wenig entgegen zu setzen.
Schuldgeldsystem: Die wahren Gründe gegen Bargeld
Auch in anderen Ländern wie Frankreich, Italien und Griechenland sind Zahlungen mit Bargeld zwischenzeitlich begrenzt worden. Das hat allerdings andere Gründe und die zeigen, warum die das Bargeld in Wahrheit abgeschafft werden soll. Es geht schon wieder um die Banken, die in weiten Teilen seit dem Ausbruch der Finanzkrise in 2008 angeschlagen sind, und um die globale Verschuldung. Denn wenn sich der Bargeldumlauf aus berechtigtem Mißtrauen gegenüber dem Bankensystem erhöht, müssten die Banken mehr Bargeld vorhalten, wodurch die Kreditvergabe, welche die EZB in der Eurozone mit allen Mitteln zu beleben versucht, weiter zurückgehen, deflationäre Tendenzen verstärken und damit das Wirtschaftswachstum abwürgen würde.
Die Bargeld-Abschaffung (bzw. ein Bargeldverbot) hätte auch positive Auswirkungen auf den Konsum, denn es ist durch viele Studien mittlerweile belegt, dass Kosumenten bereit sind höhere Beträge auszugeben, wenn der direkte Bezug zu physischem Geld fehlt. Die Bargeld-Abschaffung bzw. das Bargeldverbot würde auch das Sparverhalten reduzieren, die Kreditaufnahme für Konsumgüter steigern und die Europäer, genauso wie zuvor die US-Amerikaner, zu einer Konsumgesellschaft umformen, wodurch die Konjunktur in der Eurozone angekurbelt werden würde. Jedoch nicht nachhaltig und auch nicht um den Preis der durch Bargeld unverzichtbaren Freiheit.
Der wichtigste Grund für die Bargeld-Abschaffung (ein Bargeldverbot) dürfte jedoch unser Schuldgeldsystem und seine Folgen sein:
Die Zinslasten der globalen Verschuldung sind bereits höher als das globale Wirtschaftswachstum, weshalb immer neue Kredite vergeben werden müssen, damit die Zinsen bezahlt werden können und das Schuldgeldsystem nicht zusammenbricht (siehe nachfolgende Grafik und Geldsystem). Kann die Geldmenge nicht ausreichend durch Kreditvergabe erhöht werden, bricht das Schuldgeldsystem zusammen, das nach 1971 zu einem Schneeballsystem verkommen ist. Würden die Bürger also immer mehr Bargeld von den Banken abziehen und privat horten, wäre die Ausdehnung der Geldmenge durch Kredite gefährdet und die Regierung nicht mehr in der Lage, die Überschuldung in der Eurozone mittels einer kollektiven Vermögensabgabe (Enteignung) schnell und einfach zu reduzieren. Geld das auf Konten liegt kann hingegen leicht konfisziert bzw. enteignet werden.
Bargeld ist solange kein Problem, wie genug kreditwürdige Schuldner gefunden werden können und die Bürger ihre Kontoguthaben nicht in Form von Bargeld massenhaft abheben. Jedoch führt der Zinseszinseffekt in einem Schuldgeldsystem – dessen Geldmenge über mehrere Jahrzehnte stärker gestiegen ist als das Wirtschaftswachstum – irgendwann dazu, dass es nicht mehr genug kreditwürdige Schuldner gibt und die Überschuldung nur noch durch Enteignung abgebaut werden kann. Wer Bargeld hält, kann sich in einem Schuldgeldsystem einer Enteignung leichter entziehen. Wir raten jedoch nicht zu Bargeld sondern zu Anlagestrategien, die einen großen Anteil an physischen Edelmetallen beinhalten, siehe erfolgreiche Anlagestrategien.
Die ganze Diskussion um die Bargeld-Abschaffung bzw. ein Bargeldverbot ist bezeichnend für die Qualität der Politik, denn anstelle der Ursachen werden nur wieder Symptome bekämpft.
Bargeld-Verbot zur Enteignung und Kontrolle?
Seit Monaten ist das Thema Bargeld-Abschaffung bzw. Bargeldverbot in den Medien. Jüngst hat sich mit Peter Bofinger erstmals ein bekannter deutscher Ökonom und Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung positiv über die Bargeld-Abschaffung (Bargeldverbot) geäußert. Offiziell geht es ihm vor allem darum, die Bezahlung an der Kasse zu beschleunigen. In dem nachfolgenden Video (Satire zum Bargeldverbot ansehen) erfahren Sie mehr über die Hintergründe.In der Satire wird gezeigt, dass es mit der angestrebten Bargeld-Abschaffung nicht um eine Beschleunigung der Bezahlung an den Ladenkassen geht, weil das Eingeben der PIN und die Prüfung der Kontodeckung bei einer Bank- oder Kreditkarte mindestens ebenso lange dauert, wie Münzen oder Scheine über den Ladentisch zu schieben.
Auch die Bekämpfung der Kriminalität ist ein häufig genannter Grund dafür, das Bargeld abschaffen zu wollen, jedoch könnte das allein mit der Einziehung aller 500 Euro-Scheine durch die Zentralbank erreicht werden. Zudem weiß jeder Ökonom, dass die Schattenwirtschaft ein wichtiger Bestandteil unseres Wirtschaftssystems ist und insbesondere der Bevölkerung mit niedrigen Einkommen das Überleben sichert. Eine massive Einschränkung der Schattenwirtschaft würde also die gesamte Wirtschaft belasten und damit auch die Steuereinnahmen.
Gründe des Bargeldverbots: Enteignung und Kontrolle
Mit einem Bargeld-Verbot geht es einerseits darum, dass Konzerne ein großes Interesse daran haben, genau zu wissen, wann wir was und wie oft kaufen, die Wirtschaft also effektiver wird und damit Kosten spart. Andererseits würde ein Bargeld-Verbot die Bürger auch dazu anregen, mehr zu kosumieren. Es gibt jedoch noch einen weitaus wichtigeren Grund: Ein Bargeld-Verbot würde es den Bürgern nahezu unmöglich machen, ihr Vermögen vor einer Enteignung aufgrund der Folgen unseres Geldsystems zu schützen. Der einzige Ausweg wären dann nur noch Edelmetalle wie Gold und Silber in physischer Form.
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