Was könnte man Sinnvolles mit Öltankern anfangen, wenn diese ausgedient haben? Darüber hat sich ein Team von Designern und Architekten in den Niederlanden Gedanken gemacht – und Entwürfe für ein ziemlich ungewöhnliches Konzept vorgelegt.

Ein schick umgebauter Öltanker am Strand: Diese Vision hat ein niederländisches Team aus Architekten und Designern

Hunderte Öltanker schippern jedes Jahr über die Weltmeere. Im Schnitt wird ein Tanker 20 bis 25 Jahre alt, danach muss er verschrottet werden. Dazu wird er meistens in ärmere Staaten wie Indien, Pakistan oder Bangladesch gebracht, wo er unter extrem schwierigen und gefährlichen Arbeitsbedingungen zerlegt wird. Zu den Risiken für die Arbeiter kommt die Gefahr für die Umwelt – Reste von Öl, Treibstoff oder anderen Rückständen können in die Böden oder ins Meer gelangen.

All das könnte man sich ersparen, wenn man die alten Öltanker einfach weiternutzen würde – nur eben anders als bisher. Warum nicht eine Shoppingmall daraus machen, ein Museum oder gar Wohnungen darin integrieren? Auf diese ungewöhnliche Idee kam der niederländische Designer Chris Collaris, zusammen mit seinen Kollegen Ruben Esser, Sander Bakker und Patrick van der Gronde von der Less Agency.

Über eine Straße wäre der Mega-Tanker mit dem Festland verbunden, sodass Einwohner und Touristen ihn jederzeit erreichen könnten

„Black Gold Project“ heißt das Konzept – denn das Team aus Architekten und Designern hat bei seinen Entwürfen zunächst an die arabischen Ölstaaten gedacht. Schließlich sind sie es, die über das meiste Öl weltweit verfügen und die meisten Schiffe dieser Art betreiben. Die Vision der Kreativen: über Straßen oder Brücken mit dem Festland verbunden, sollen die neu gestalteten Tanker vor den Stränden von Katar, Dubai oder Abu Dhabi ankern und könnten dabei eine Art Counterpart zu den futuristischen und eher unpersönlichen Mega-Gebäuden sein, wie sie in den südlichen Golfstaaten seit Jahren hochgezogen und geplant werden.

„Der umgestaltete Öltanker ist das Symbol der Zukunft und steht für eine Zeit, in der es kein Öl mehr geben wird“, erklärt Architekt Chris Collaris auf TRAVELBOOK-Nachfrage. Indem man den ausgedienten Tankern eine völlig neue Funktion und einen neuen Standort gebe, könnten sie zu einer überraschend guten Infrastruktur in den arabischen Staaten werden. „Denken Sie nur mal an kulturelle Veranstaltungen, Sport- und Freizeitaktivitäten und Tourismus! So könnte man die Geschichte mit der Gegenwart verbinden.“

Vom Strand aus wäre der Tanker von mehreren Seiten aus begehbar

Das Volumen der Mega-Tanker biete ein enormes Potential für eine Umfunktionierung auf vielfältigste Weise, erklärt Collaris weiter. „Das riesige Untergeschoss wäre perfekt für große Events. Die Innenhöhe ermöglicht es, mehrere offene Ebenen oder geschlossene Räume im Schiffskörper zu stapeln. Aber auch große Flächen für Museen oder Ausstellungen sind im großen Schiffsbauch denkbar.“

Shoppingmall oder Ausstellungshalle: Im Schiffsbauch hätte vieles Platz

Collaris spricht sogar von einem „ganzen Dorf“, das in dem Tanker Platz hätte. Auf dem renovierten Deck könnten Gäste und potentielle Bewohner in einem Swimmingpool planschen, der über einen Glasboden direkt über dem Haupteingang verfügt, und über dem ehemaligen Leitungssystem des Schiffs soll ein Steg für nächtliche Spaziergänge an Deck entstehen.

Hoch über dem Eingangsportal planschen die Gäste im Swimmingpool

FOTO: C. COLLARIS, R. ESSER, S. BAKKER, P. VAN DER GRONDE (LESS AGENCY

Interessenten für die Entwürfe des Designteams gibt es auch schon, wie Chris Collaris gegenüber TRAVELBOOK verrät. „Der nächste Schritt ist, dass wir unser Team um Experten von großen erfahrenen Firmen erweitern, die sich damit auskennen, wie man das Ganze besonders gut und nachhaltig umsetzt.“ Könnte Collaris sich vorstellen, irgendwann selbst auf einem Öltanker zu leben? „Ja, wir alle aus dem Team hätten große Lust dazu. Die Voraussetzung wäre allerdings, dass wir ihn selbst entwerfen.“

http://www.travelbook.de/europa/coole-recycling-entwuerfe-leben-wir-bald-auf-ausgedienten-oeltankern-646212.html

26.05.2015 | 2342 Aufrufe

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