Im Kampf gegen verheerende Dürren suchen Ingenieure nach besseren Methoden, um salziges und schmutziges Wasser aufzubereiten. Sie müssen dabei nicht nur technische Probleme überwinden.

Selbst für das dürregeplagte Kalifornien ist San Diego ein besonders schwerer Fall. Die Großstadt im äußersten Südwesten der USA bekommt noch weniger Regen ab als das bereits staubtrockene Los Angeles. Sie verfügt über weniger Grundwasserreserven als die meisten anderen Städte des sonnenverwöhnten Bundesstaats. Sie muss 80 Prozent ihres Wasserbedarfs importieren. Und das aus zunehmend unzuverlässigen Quellen: Der Colorado River, der sich von den Rocky Mountains bis zum Golf von Kalifornien erstreckt, wird so stark geschröpft, dass er seine Mündung oft gar nicht mehr erreicht. Und der Sacramento River, über ein komplexes System von Kanälen und Aquädukten mit Südkalifornien verbunden, liefert kaum noch Wasser. Es fehlt der Nachschub durch Regen und Schnee in den Bergen der Sierra Nevada.

San Diego hat reagiert: In Carlsbad, einer Küstenstadt nördlich der kalifornischen Metropole, lässt die Bezirksregierung für eine Milliarde Dollar die größte Meerwasserentsalzungsanlage der westlichen Hemisphäre bauen. Wenn das Projekt 2016 fertig ist, wird es täglich mehr als 380 Millionen Liter Salzwasser aus dem Pazifik saugen und in 200 Millionen Liter Trinkwasser verwandeln. Das sind zwar nur zehn Prozent des Gesamtbedarfs von San Diego County, aber es sind zehn verlässliche und dürresichere Prozent – ein Schutz gegen noch schlechtere Zeiten.

San Diego, heiß, trocken und immer dichter bevölkert, zeigt, wohin die Reise geht: In zehn Jahren, schätzen die Vereinten Nationen, werden weltweit 1,8 Milliarden Menschen unter Wassermangel leiden – und sie werden zunehmend auf Entsalzung setzen. Die Technik ist bequem und relativ leicht umzusetzen. Sie ist jedoch auch umweltschädlich, energieintensiv und unglaublich teuer. Ingenieure suchen daher nach Möglichkeiten, die Entsalzung billiger und sparsamer zu machen. Für John Lienhard, Direktor des Center for Clean Water and Clean Energy am Massachusetts Institute of Technology (MIT) im amerikanischen Cambridge, führt am Salzwasser kein Weg vorbei: „Angesichts des Wachstums der Küstenstädte wird die Bedeutung der Meerwasserentsalzung rapide zunehmen“, sagt der Maschinenbauer.

(Alexander Stirn) / (vsz)

30.03.2015 | 2250 Aufrufe

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