Eine Batterie, die man nass macht, damit sie Strom erzeugt? Das geht wirklich.

Vielen schien die Idee zu unglaublich, um wahr zu sein. Als Erfinder George Vilanakis auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo um Geld für die Weiterentwicklung bat, kamen gerade einmal 4000 von angestrebten 87000 Dollar zusammen. Doch als die Batterie als Taschenlampenmodul in der Redaktion ankommt, zeigt sich: Sie funktioniert. Man spritzt Wasser drauf, und der Strom fließt. So lange, bis sie wieder trocken ist. Braucht man wieder Strom, macht man sie einfach noch mal nass. Immer wieder. "Sie hält bei täglicher Nutzung so lange wie 200 normale AA-Batterien", sagt Mitgründer Chris Papadakis. "Und bei gelegentlicher Nutzung Jahrzehnte."

Die Batterie könnte ein großes Problem lösen: In Afrika gibt es Millionen Handys, aber viel zu wenige Steckdosen. Die H2OnlyBattery, wie Erfinder George Vilanakis seine ganz besondere Batterie bezeichnenderweise genannt hat, ist kein Akku und muss daher nie aufgeladen werden. Sie verliert auch keine Energie durch lange Lagerung. Aber woher kommt der Strom?

Das Wirkprinzip der reaktivierbaren offenen Batterie, so Papadakis, sei eine kontrollierte Metallerosion zwischen der Metalllegierung der Anode und der Kupfer-Kathode. Die Energie stammt aus dem Potenzialgefälle zwischen Metallen. Wie bei einer normalen Batterie fließt Strom, wenn das unedlere Metall der Anode Elektronen abgibt, die zur Kathode fließen und dort abgegeben werden. Der Unterschied aber ist, dass es keine giftige Elektrolytlösung gibt. Wasser (oder eine beliebige andere Flüssigkeit) dient als Leiter und startet die Reaktion. Ein Schwämmchen im Inneren der Batterie hält das Wasser und somit die Reaktion so lange am Laufen, wie er feucht bleibt.

Aus welchen Materialien die Kathode besteht, möchte Papadakis nicht verraten. Nur so viel: Es ist eine Legierung aus acht unterschiedlichen Metallen. Nichts Exotisches, "man würde sie alle in einem normalen Kühlschrank finden". Weiterhin seien sie auch alle ungiftig und recycelbar.

George Vilanakis hat sechs Jahre an der Batterie gearbeitet. Der erste Prototyp ist stabförmig, 17 Zentimeter lang, sechs breit und wiegt 200 Gramm. Als Anwendung haben Vilanakis und Papadakis für die Batterie einen Taschenlampen-Aufsatz mit mehreren LED-Leuchten konstruiert. Aber sie planen, die Batterie zum mobilen Energielieferanten auszubauen.

Form, Größe und Kapazität seien beliebig skalierbar, sagt Papadakis. Derzeit testen die beiden Erfinder verschiedene Aufsätze: ein Kabel mit Schalter und einer E27-Glühbirnenfassung, ein Radio und einen USB-Aufsatz, an den Smartphones und Tablets gestöpselt werden können. In Afrika könne die Batterie beispielsweise als Lichtspender und als Ladestation für Telefone dienen. Einmal angefeuchtet, lade sie ein altes Handy bis zu 50-mal, ein iPhone 5 immerhin noch etwa sechsmal.

"Unsere Batterie bietet totale Flexibilität", sagt Papadakis. "Man macht sie nass, lädt seine Handys auf, kann sie anschließend weiter als Lampe nutzen." Papadakis und Vilanakis haben die Batterie auch unter Extrembedingungen getestet. "Sogar in Alaska hat sie funktioniert, bei Temperaturen unter null." Besser wäre dann, man nimmt Benzin oder Alkohol statt Wasser, damit sie nicht einfriert. Auch Urin funktioniert. "Das habe ich persönlich getestet", sagt Papadakis schmunzelnd. Salzhaltige Flüssigkeiten befördern die elektrochemische Reaktion, Zucker behindere sie. "Cola ist daher nicht ganz so gut."

Die Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo erreichte zwar nicht das angestrebte Ziel, aber am Ende half sie doch: "Sie hat uns enorme Publicity verschafft", sagt Papadakis. "Darüber haben wir letztlich unsere Investoren gefunden." Auch die Nasa hat Interesse. Nun planen sie Produktionsstätten in Griechenland, Amerika und Afrika.

Für den europäischen Markt sehen die beiden Erfinder für ihre Batterie vor allem im Outdoor- und Sportbereich Bedarf. Eine entsprechende Sportlampe soll schon im Oktober zu kaufen sein – für 20 Euro. Wer dann im Laden steht und zweifelt, ob sie wirklich funktioniert: einfach Wasser drüberlaufen lassen. (Jens Lubbadeh)

23.11.2014 | 539 Aufrufe

Kommentare

Avatar
Sicherheitscode